Peru Geheimtipp: Der Cañón de Autisha

Peru Geheimtipp: Cañón de Autisha

Hast du schon mal vom Cañón de Autisha gehört? Falls ja, bist du wirklich ein absoluter Peru-Insider! Dieses Ausflugsziel in der Nähe von Lima steht in keinem gängigen Reiseführer und ist eigentlich nur unter PeruanerInnen bekannt, also ein echter Peru Geheimtipp. Auch ich hatte keinen Plan, keine Vorstellung, keinen blassen Schimmer, was unsere peruanischen Freunde an diesem Tage mit uns vorhatten und was uns erwarten würde. So viel sei vorab gesagt: Eine große Ladung Adrenalin, unzählige Momente des Staunens und immer eine Herausforderung mehr als ich erwartete.

 

Der Weg zum Cañón de Autisha - echter Peru Geheimtipp

 

Wenn du wirklich – und damit meine ich wirklich – unbekannte Orte in Peru entdecken willst, von denen noch nicht Abermillionen Fotos auf Instagram kursieren, dann solltest du diesen Geheimtipp nicht verpassen: den Cañón de Autisha!

 

Hinweis: Meine Schilderungen und Informationen beruhen auf einer Reise aus dem Jahr 2017

 

Cañón de qué? – Allgemeines über den Cañón de Autisha

 

Ein tosender Wasserfall 55 Meter unter der Erde inmitten eines engen Canyons? Glasklares, eiskaltes, azurblaues Wasser irgendwo zwischen Lima und dem peruanischen Hochland? Kann mich mal jemand kneifen?

Rund 75 Kilometer östlich von Lima befindet sich der Cañón de Autisha im Valle de Santa Eulalia, in der Provinz Huarochirí. Was diesen versteckten Schatz so spannend macht, ist neben dem unterirdischen Wasserfall, eine große Bogenbrücke, welche die beiden massiven, felsigen Seiten des Canyons miteinander verbindet. Als würde dies nicht bereits nach Abenteuer genug klingen… Nun, um einen unterirdischen Wasserfall sehen zu können, muss man logischerweise irgendwie selbst unter die Erde gelangen. Wie das funktioniert? Richtig, durch Klettern und Abseilen.

 

Von Lima in die Anden – Anreise zum Cañón de Autisha

 

»Sergio, was sollen wir denn überhaupt anziehen und mitnehmen?«
»Hm…Badesachen. Und stabile Schuhe vielleicht.«

 

Worauf wir uns an diesem Tage eingelassen hatten, ahnten wir nicht einmal ansatzweise, obwohl es für mich meine zweite und für meinen Freund sogar die dritte Peru Reise war. Für ein paar Tage kamen wir bei der Gastfamilie eines mehrere Jahre zurückliegenden Schüleraustausch meines Freundes in Chosica unter. Noch heute pflegen wir den Kontakt und finden bei ihnen jederzeit ein Zuhause im wohl schönsten Land der Welt.

 

Zu fünft quetschten wir uns am frühen Morgen in den Kleinwagen der Cousine. Etwa zwei Stunden bretterten wir von der kleinen Stadt Chosica nahe Lima über die Buckelpisten der Andenausläufer und erreichten nach hunderten engen Kurven auf engsten Serpentinen eine unscheinbare Haltebucht inmitten der Berge, wo wir das Auto abstellten. Nirgends Wegweiser. Nirgends Schilder mit der Aufschrift »Cañón de Autisha«. Wenn du diesen Ausflug auf eigene Faust, ohne Guide oder ortskundige Locals unternehmen willst, bist du aller Voraussicht nach auf Nachfragen in den wenigen Dörfern angewiesen.

 

Wo du in Lima übernachten kannst, erfährst du in unserem Blogbeitrag “5 schöne Unterkünfte in Lima”.

 

Jeder Schritt ein Abenteuer – Abstieg zum Cañón de Autisha

 

Nach kaum 1 Kilometer Fußmarsch erreichten wir ein kleines anliegendes Dorf. Offiziell ist hier wohl ein Eintritt von 5 Soles zu entrichten, um zum Cañón de Autisha zu gelangen. Wir schauten uns kurz um: kein richtiger Eingang, kein Mensch in Sicht, außer ein älterer Herr mit Hund, der uns intensiv musterte, aber nicht einen einzigen Sol verlangte. Der skeptische Blick des Herrn war wohl vielmehr unserer (nicht vorhandenen) Ausrüstung und augenscheinlich naiven Haltung geschuldet. Noch immer unwissend, setzten wir im Gänsemarsch unsere kleine Wanderung fort bis wir vor einem etwa 3 Meter tiefen Abgrund standen. Nun war Klettern angesagt, wofür einige Sprossen in den Felsen angebracht waren. Ob diese stabil waren? Keine Ahnung. Sicherheitsseile? Fehlanzeige. Allmählich wurde mir klar, dass es sich ohne professionelles Kletter-Equipment und Guides um eine ziemlich waghalsige Aktion handeln musste. Meine Höhenangst klopfte ganz laut und mit hoher Frequenz an mein Gehirn. Zunächst wieder auf weitläufiger, sicherer Ebene bestaunten wir die gebogene Betonbrücke und ließen voller Adrenalin sogar die Füße oben sitzend baumeln. Als wäre alles andere egal.

Brücke am Cañón de Autisha

Weiter ging es durch einen dunklen, feuchten und rutschigen Schacht. Mehrere Stufen führen immer weiter in die Erde, in die Finsternis. Angst vor Fledermäusen sollte man hier übrigens nicht haben. Nun gilt es nur noch eine Etappe zu überwinden. Woraus diese besteht? Aus zwei Seilen: eines für die Hände und das zweite zum Fortbewegen mit den Füßen. Unter uns die Tiefe. Jede Bewegung benötigte höchste Konzentration. Tief einatmen, tief ausatmen, fortbewegen. Ein falscher Schritt und die Überlebenschance wäre wohl gegen Null gegangen. Die gute Nachricht war, dass genau danach die Belohnung folgt.

 

Ein unvergessliches und atemberaubendes Bild. Mitten aus der gewaltigen Felswand platzen die Wassermassen förmlich mit schierer Urgewalt hinaus. Ein Wasserfall mitten in einem Canyon! Darunter bildet sich eine kleine, eiskalte, türkisblaue Lagune, die sich zu einem Bach formt, um sich den Weg hinaus ins Freie zu bahnen. Ein wirklich unfassbarer Anblick. Für alle Kälteresistenten bietet sich hier eine einmalige Gelegenheit zum Baden. Ich hatte meinen Bikini also mehr oder minder umsonst bereits heute Morgen angezogen. Doch Vorsicht! Dieses Naturwunder sorgt nicht nur für eine wirklich niedrige Wassertemperatur, sondern ebenso für einen enormen Sog. Weit hinaus solltest du dich besser nicht wagen.

Abschließende Tipps für deinen Ausflug zum Cañón de Autisha

 

Cañón de Autisha geführt oder auf eigene Faust erkunden?


Eine geführte Tour ist zum Cañón de Autisha auf jeden Fall zu empfehlen. Auch wenn es für uns ein unvergessliches und quasi kostenloses Abenteuer war, es hätte auch anders ausgehen können. Möglich ist auch, dass dies aktuell gar nicht mehr möglich ist und vor Ort strenger kontrolliert wird. Sicher ist sicher!

 

Eine solche Tour bietet zum Beispiel IntiTrek an: https://intitrek.pe/tour/canon-de-autisha/

 

Welche Ausrüstung brauche ich?

  • Trekking-Schuhwerk für das herausfordernde Terrain
  • Enganliegende Kleidung, die nicht an Sprossen oder Felsvorsprüngen hängen bleibt
  • Zwiebellook für die unterschiedlichen Temperaturen in der Sonne außerhalb und in der Kälte innerhalb des Canyons
  • Bei einer geführten Tour bekommst du die Kletter-Ausrüstung samt Helm gestellt

 

Bereit für den Cañón de Autisha?

 

Dieser abenteuerliche und unbekannte Ausflug lässt sich ideal von Lima aus im Rahmen einer Tagestour erleben. Der Cañón de Autisha vereint Action, Adrenalin, Natur und Abgeschiedenheit in sensationeller Art und Weise.

 

Wäre ein Ausflug zum Cañón de Autisha etwas für dich oder warst du vielleicht sogar schon dort?

 


 

Ich bin Hannah – Autorin und Social Media Managerin bei QUER DURCH PERU. Mit 19 Jahren bin ich zum ersten Mal alleine nach Peru gereist, um mich in als Freiwilligenarbeiterin in einem sozialen Projekt zu engagieren.

Diese Geschichte erzähle ich in meinem Buch Pachamama – Reise ins Unbekannte. Reiseberichte aus Peru und aller Welt findest du auch auf meinem Blog Generation World.

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